Freitag, 14. September 2012

Kopieren mit System?

Schon kurz nachdem die Impressionen GmbH ihren aktuellen Katalog am Mittwoch, den 12. September herausgebracht hatte, kam ein offensichtlicher Fall von Produktkopie ans Tageslicht.

Gerade mal einen Tag nach Veröffentlich des Katalogs finden sich wütende Reaktionen von Fans der Facebook-Seite:

"...Es ist eine Frechheit Dinge in seinen Katalog aufzunehmen die geklaut sind! Ich werde mit Sicherheit nichts mehr bei euch kaufen ! Ideen Diebstahl und dann eins zu eins kopiert! Frechheit!"

"...Mit gutem Gewissen kann ich sagen,dass mein "Waiting for Santa" Stern ein Original ist!!! 
Unfassbar!!! Ihr zerstört Träume!!! Habt Ihr das nötig??!!"

"...*sprachlos* über soviel Dreistigkeit...und dann sind es (fast) immer die großen Firmen, die wegen ihren Urheberrechtsverletzungen klagen (können), weil ein kleines Unternehmen kann sich das zumeist gar nicht leisten...Inspiration holen ist eine Sache, aber 1 zu 1 Kopieren und es als "Eigenkreation" verkaufen ist an Dreistigkeit und Unverfrohrenheit nicht zu überbieten!"

Was war passiert?
Die Impressionen GmbH hatte einen Artikel der Kleinunternehmerin Angelina Wiemann vom Kreativportal DaWanda nicht nur kopiert, sondern auch gleich noch die Inszenierung übernommen.

Da fragt man sich: Wie kommt so etwas?

Im kreativen Bereich schaut man gern voneinander ab. Auf Messen wird genau beobachtet, was andere Aussteller präsentieren. Auch im Modebereich ist es durchaus üblich, erfolgreiche Produkte der Konkurrenz oder populärer Marken zu kopieren und lediglich soweit abzuändern, dass keine offensichtliche Markenrechtsverletzung vorliegt.

Das ist bei Dekorationsartikeln nicht anders. Nichts aber rechtfertigt einen derart unverblümten Ideenklau. Da stellt man sich unwillkürlich die Frage, ob derartige Praktiken System haben: Ideen suchen statt selbst entwickeln, kurze Recherche, ob auch kein Gebrauchsmusterschutz vorliegt, und los geht's mit dem Kopieren. Wurde hier so gearbeitet?

Verantwortlicher Geschäftsführer für den Einkauf bei der Impressionen GmbH ist Ulf Cronenberg. Cronenberg war bereits früher im Versandhandel bei Ulla Popken tätig, später bei Neckermann. Seit Beginn des Jahres ist er in der bei der Schneider Versand Holding GmbH, zu der auch die Impressionen GmbH gehört.

Er sollte diese Frage beantworten können. Und er sollte auch aufklären können, wie es zu der dreisten Artikelkopie kam. Die Aufregung darüber zieht inzwischen laut dem Blog von Angelina Wiemann, der Frau hinter Freudentanz, immer weitere Kreise.

Meine Nachfragen zur Sachlage sind bisher mit der Bitte um Geduld bis zum Anfang der nächsten Woche beschieden worden. Die bringe ich gern auf. Danach bin ich - vermutlich nicht als Einziger - gespannt auf Antworten.

Gnadenlos kopiert wird nicht nur in Asien.

Samsung kopiert von Apple. Asien von Europa. Und, so scheint's die Impressionen GmbH von Freudentanz.

Jetzt mag man sagen: OK, was ist dabei, Entwürfe sind halt ähnlich, wenn das Ziel ein ähnliches ist.
Aber das letztere Beispiel hat selbst mir die Kinnlade runterfallen lassen.

Angelina Wiemann ist eine Kreative wie aus dem Buche. Sie entwirft Dinge, die sie selbst herstellt und auf ihrer eigenen Webseite sowie beim bekannten Portal für Handgemachtes - DaWanda - vertreibt.

Unter anderem diesen Stern.

Das scheint Leuten zu gefallen. Unter anderem Leuten von der Impressionen GmbH. Und zwar so gut, dass sie das Produkt gleich mal selbst in ihr Angebot aufnehmen.

Update
Das sah bis vor kurzem noch so aus:



Und nicht nur das: Auch die Inszenierung wird gleich mitkopiert, wie Angelina auf ihrem Blog feststellen musste.

Die Formulierung aus den AGB der Impressionen GmbH klingt da schon fast wie ein Hohn:

"§ 4 Copyright, Bankverbindung, Anbieterkennzeichen
Copyright 
Wir weisen darauf hin, dass sämtliche unserer Abbildungen und Fotos mit hohem Aufwand produziert werden und ausschließlich unserem Urheberrecht unterliegen. Bitte haben Sie daher Verständnis, dass jeglicher Missbrauch rechtlich verfolgt werden kann."

Fehlt nur noch, dass Freudentanz zur Unterlassung ihres Angebots aufgefordert wird.

Da bleibt einem nichts außer helles Erstaunen. Und die Erkenntnis, dass fairer Umgang miteinander nicht nur bei Apple und Samsung, sondern auch im Kleinen ein seltenes Luxusgut ist.

Update
Zwischenzeitlich hat die Impressionen GmbH das Bild von ihrer Webseite entfernt. 


Der Artikel ist allerdings nach wie vor bestellbar. Fraglich ist, was damit bezweckt werden soll - die Printversion ist nicht so leicht ungeschehen zu machen.
Auf meine Nachfragen wurde bisher nicht reagiert. In Kürze dazu mehr.